Die traditionelle Wirtschaft

Das Agrar und Weidwirtschafts Modell

Die ersten Bewohner von Sauris kamen aus einer Gegend, die dieser sehr ähnlich war. Auch in der neuen Gemeinschaft übten sie die typischen Berufe einer alpinen Agrar-und Weidewirtschaft aus. Die Ressourcen dieses Lebensraumes ließen die Entwicklung einer relativ autonomen Wirtschaft zu.

Die Wälder des Tales lieferten das Holz für den Bau der Häuser, Ställe, Heuschober, Geräte für die Landwirtschaft, Karren und Werkzeuge.

Die Wiesen wurden für den Anbau genutzt, aber vor allem für den Futteranbau, da die Viehzucht und die Herstellung von Milchprodukten waren die Haupt Aktivitäten. Das Heu der nahegelegenen Wiesen wurde direkt in die Heuschober verbracht, jenes von den abgelegenen Wiesen vorerst in kleine Heuschober (den hitn) an den Hängen, und dann im Herbst auf Schlitten ins Dorf gebracht. In den Sommermonaten wurde das Vieh, wie es in der Almwirtschaft üblich ist, auf die fetten Almweiden getrieben . In den Wochen vor dem Almauftrieb lies man das Vieh frei auf den Wiesen weiden, die das Dorf umgaben, dann auf den Weiden auf halbem Hang, wobei die Familien für einige Wochen in die „Stavoli“ übersiedelten (anschichtn), Hütten mit einem Wohnraum. Und wenn die Wetterlage günstig blieb, verlief der Almabtrieb auf die selbe Weise.

Beim Anbau wurden nur wenige, für das raue Klima geeigneten Früchte mit einer kurzen Reifezeit, bevorzugt. Auf den Feldern, um das Dorf wurden Gerste (gerste), Roggen (rouke), Hafer (hober), Buchweizen (hadn), Rüben (ruebn), Rote Rueben ((piesslburzn) Ackerbohnen (poan), Kraut (kheipflan), aber auch Leinen (hoor) und Hanf (henaf) angebaut, die gemeinsam mit der Wolle der Schafe vor Ort gesponnen und verwebt wurden.

 

 

 

Das Handwerk

Schnitzerei, Holzbearbeitung, Weben
Die Notwendigkeit so autark wie möglich zu sein zwang die Bewohner von Sauris dazu, die Gegenstände für den täglichen Gebrauch selber herzustellen. Die Schnitzerei und die Holzbearbeitung wurden von fast allen Männern ausgeübt, die sich während der Wintermonate der Zimmererarbeit widmeten, dem Bauen, der Reparatur der Werkzeuge, Möbel und anderer Gebrauchsgegenstände. Die geschicktesten Schnitzer stellten aus Ahorn -oder Erlenholz die komplizierteren Gegenstände her, wie die Dälmine (die Holzpantoffel, auf Sauranisch Khöispn), und die Karnevals Masken. Ein hoher Grad an Fertigkeit war auch bei den Schmieden gefragt, den Webern und Schneidern. In jedem Ortsteil gab es eine Schmiede (Schmite) wo der Schmied die Eisenteile der Werkzeuge und der Transportmittel (Karren und Schlitten) herstellte. Dieser Handwerker hatte auch die Funktion des Hufschmiedes inne. Die Kleidung und Unterwäsche wurden auch zur Gänze im Tal hergestellt. Die Frauen bereiteten die Fäden vor (Leinen und Hanf aus eigenem Anbau und Wolle). Das Weben hingegen war ein traditionell typisch männliches Handwerk. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren mehrere Webereien in Betrieb, in denen die Stoffe gewebt wurden, die dann den Schneidern (für Männerkleidung) oder den Frauen (für die Frauen- und Kinderkleider) anvertraut wurden. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren auch noch einige wasserbetriebene Fabriken in Betrieb wo die Wasserkraft des Tales für den Betrieb von Mühlen, Sägewerken und Seilbahnen genutzt wurde.

Tauschhandel und Handel

Zu Fuß, mit dem Karren oder Schlitten zum Tauschhandel der selbsterzeugten Produkte

Um die Lebensmittel zu beschaffen, die vor Ort nicht vorhanden waren (vor Allem das Salz, das zur Konservierung der Lebensmittel unverzichtbar war), begaben sich die Sauraner, wenn sie nicht mit der Arbeit in der Landwirtschaft oder auf den Almen beschäftigt waren, zu Fuß, mit Karren oder Schlitten in die Nachbardörfer, um ihrer Produkte zu handeln oder tauschen.
Fulgenzio Schneider beschrieb dieses Tauschsystem sehr deutlich: „ Und so wurde der Handel für den Export der Milchprodukte und den Import des Getreides eröffnet, und diese Arena hatte ihren Höhepunkt schon um das Jahr 1870 erreicht. ( ....)Der Warentausch wird vorwiegend in den Wintermonaten durchgeführt und diese wurden auf Schlitten, am Rücken der Männer, Frauen und Kinder transportiert. Üblicherweise war der festgelegte Markttag für alle der Montag jeder Woche. Und so bildeten sich lange Schlangen von Markt Gängern, wie in einer Prozession, die kurz nach Mitternacht von Sauris mit Laternen losmarschierten, um den mühsamen Weg über den Pura Berg zu beleuchten. Ungeachtet der Kälte oder des Schneefalls, wenn er nicht zu heftig war, oder der schlechten Wege, zwang doch die Notwendigkeit die Menschen Mühen und Gefahren auf sich zu nehmen um sich etwas Getreide zu besorgen und auch um die Händler von Ampezzo zufriedenzustellen, die arrogant auf die Butterlieferung warteten.“ Diese Bedingungen wurden gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts besser, als zwei soziale Molkereien und die Konsum -und Produktionsgenossenschaft von Sauris (1920), gegründet wurden, die den Handel der Produkte auf breiterer Basis , und den Warenimport zu vorteilhafteren Preisen ermöglichten.

Die Waldnutzung

Die Bannwälder

In 1420 kam Friaul unter die Herrschaft der Republik Venedig. Von da an wurden die Wälder von Sauris weitgehend genutzt um Holz für die Arsenale der Lagunenstadt zu liefern. Die Abholzung, der Transport und die Holzbearbeitung schafften Arbeitsplätze, und verlangten auch nach Arbeitskräften von auswärts. Den ansässigen Familien gesellten sich nun neue Bewohner zu, wie die Familiennamen nicht deutscher Herkunft zeigen.
Während der Venezianischen Herrschaft drängte der große Bedarf der Lagunenstadt an Holz für ihr Arsenal und andere Zwecke, die Serenissima den Gebrauch des Waldbestandes ihrer Provinzen zu reglementieren. In Karnien wurden 47 Wälder zur ausschließlichen Nutzung für den Bedarf Venedigs reserviert und durch Beamten kontrolliert. In Sauris gab es drei von diesen Bannwälder.

Die Abwanderung

Ins Ausland um zu arbeiten

Eine Gelegenheit zum Kontakt mit der Außenwelt war auch die saisonale Abwanderung. Um das magere Familienbudget aufzubessern, verließen in den vergangenen Jahrhunderten viele Männer die Ortschaft vom Herbst bis zum Frühling, um im Sommer für die Feldarbeit und die Heumahd wieder zurückzukommen. Sie wanderten ab um als Weber und Schneider in der Ebene Friauls oder Veneziens zu arbeiten, die Holzfäller und Tischler in Österreich, die Maurer in Deutschland, der Schweiz und in Frankreich.