Arch. Pietro Gremese

Pietro Gremese wurde am 26.07.1943 in Udine geboren.Noch vor Beendigung seines Architekturstudiums in Venedig lernte er 1965 Luisa Bellina kennen und heiratete sie, die Frau,die ihn zeitlebens begleiten sollte.

Sein erster Kontakt mit Sauris geht auf das Jahr 1963 zurück und als Tourist verliebte er sich sofort in diesen Ort,diese kleine antik anmutende Welt,die seit Jahrhunderten bestand,in der das Leben immer noch langsam dahinfließt,in der Freundschaft,treue Beziehungen und Gastfreundschaft einen großen Wert haben ; Holzhäuser,Heuschober und Ställe voller Rinder, Ställe,die nach dem oben gelagerten Heu riechen,nach frisch gemolkener Milch und nach Harzen,die immer noch aus den jahrhundertealten Holzbalken austreten.Eine Welt jedoch in der Weiterentwicklung,die sich im Gleichschritt mit dem Vormarsch der Industrialisierung verändert,die in die Zukunft blicken will,aber scheinbar keine Zukunft hat.

Das ursprüngliche Bergleben verliert an Bedeutung.Die alten Häuser,die für große Familien gebaut wurden,sind in kleine Wohneinheiten unterteilt,die nicht mehr funktionsfähig sind,ohne Heizungen und oft ohne Sanitäranlagen.Es gibt keine Kanalisation,verfallene Wasserleitungen, Schulen,die von der Schließung bedroht sind,dazu ein landwirtschaftlich wenig ertragreicher Boden und so verlassen junge Menschen,ganze Familien die Bergdörfer und ziehen weg,in die Ebenen am Fuße der Berge. So beschließt Piero ( wie er selbst von den 400 Einwohnern genannt werden will und die er mittlerweile alle kennt) ,sich zu engagieren ,indem er sich in das Leben der Gemeinschaft in Sauris einbringt. Zuerst ( 1975 ) nahm er die Position des Leiters der Pro Loco Sauris an, dann ( 1978 ) der Cooperativa Servizi, später ,1980, mit dem Wechsel in der Gemeindeverwaltung, besetzte er die Position des Technischen Beraters bis 1994. Gemeinsam mit der Verwaltung erstellte er einen innovativen Entwicklungsplan,der mit allen Einwohnern diskutiert und ausgearbeitet wurde. Man ging dieWohnungs-,Stadt — und Wirtschaftsprobleme gemeinsam an: so entstand das „Sauris Projekt “ , ein System ,das aus 10 miteinander verknüpften Projekten besteht ,die das Schicksal der Gemeinschaft in Sauris verändern soll und für das der Architekt Gremese Berater wird.

Unbedingt notwendig ist es, finanzielle Mittel zu suchen,die für die Umsetzung dessen,was wie ein „ Traum „erscheinen mag, notwendig sind . Ein wichtiger Teil stammt aus den Mitteln des Erdbebens von 76 ( L.R. 17 und L.R.30 ) ‚ergänzt durch ein spezifisches regionales Gesetz,das L.R.2/1983 ( damals „Sondergesetz “ genannt) ,aber es ist ebenso wichtig,sich mit den bestehenden Baubestimmungen vertraut zu machen, um in das städtische Gefüge einzugreifen. Der Architekt übernimmt sowohl die Projektleitung als auch die Aufgabe des technisches Leiters zur Umsetzung der Detailpläne des Sondergesetzes. So wird es möglich, die verlassenen und baufälligen Gebäude,die oft in Mehrfachbesitz sind ,wiederherzustellen ,diese der kommunlen Nutzung zuzuführen und alle Wohnhäuser zu renovieren.

Gremese übernimmt auch als Direktor die Projektleitung mehrerer öffentlicher Arbeiten,vvie : Kanalisation,Wasserleitungen,öffentliche Beleuchtung ,Telefonnetz,Straßen,Parkplätze. Er ist auch Ideengeber und Macher zugleich des Aufbaus eines Vertriebsnetzes von LPG ( Liquid Propan Gas) im gesamten Gemeindegebiet,dem ersten seiner Art in ganz Italien.

Ebenso innovativ auf nationaler Ebene ist die Idee und die Verwirklichung des sogenannten“ Albergo Diffuso „,eine neue Art,die Idee eines Hotels zu konzipieren,die vorsieht,daß ein ganzer Ort zu einem “ Hotel „wird,seine Bewohner im Ort hält und einen Tourismus entwickelt,der in erster Linie den Wiederaufbau und das Wohl der Gemeinde zum Ziel hat. Im historischen Zentrum der Gemeinde Sauris di Sopra wurde aus der Wiederherstellung mehrerer Ställe der “ Borgo di San Lorenz() “ aufgebaut,der ursprünglich als “ Häuser und Wohnungen für den Urlaub“ eingestuft wurde ( die Art der Unterkunft von “ Albergo Diffuso“ existierte noch nicht in der regionalen Gesetzgebung ) und der zum zentralen Kern (ausgestattet mit Rezeption) des zukünftigen

“ Albergo Diffus° Sauris „werden wird.

In der Zwischenzeit spürte Piero die ersten Symptome der Multiplen Sklerose,die bei ihm 1987 diagnostiziert wurde : eine fortschreitende Krankheit, die ihm in seinem Beruf als Architekt immer mehr Schwierigkeiten bereitete, und als es 1994 eine Stellenausschreibung für die Leitung von Borgo S. Lorenz() gab,beschloss er ,sich zu bewerben und gewann die Ausschreibung.Es ging ihm darum,einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen,sich auf ein neues Abenteuer einzulassen.

Zusammen mit seiner Frau Luisa und seinem Schwager Bepi betritt er einen neuen Weg, auf dem er von vielen Menschen,sowohl Einheimischen als auch Touristen,zu denen er einen innigen Kontakt pflegt,begleitet wird. Er widmet sich seiner Arbeit in der Verwaltung einer touristischen Einrichtung, die er wollte und schuf ,einer Aufgabe,der er bis 2004 nachging und die von Erfolg gekrönt war. Die touristische Vollauslastung betrug im Jahr 2004 140 Tage ,im Vergleich von durchschnittlich 70 Tagen in Karnien.

Die Verschlechterung seiner Krankheit zwingt Piero und seine Frau Luisa,die Geschäftstätigkeit aufzugeben und Sauris zu verlassen,um nach Udine zurückzukehren,aber nicht für immer,denn in der Zwischenzeit träumt er weiter von der Vollendung seines“ Sauris-Projektes „, dieses vielleicht noch einmal zu besuchen und es an die veränderten Bedingungen im Vergleich zu seiner ursprünglichen Konzeption anzupassen.

Seine starke Bindung an Sauris und die Beobachtung einer neuen und gefährlichen sozialen Krise,die der Ort durchmacht,bestärken ihn,nochmals Aufgaben für „seine Gemeinde“ übernehmen zu wollen, sich für eine Kanditatur als Bürgermeister zu entscheiden,allein motiviert durch den Wunsch,Sauris immer noch nützlich sein zu können.

Leider hatte er für seine Aufgabe nur eine begrenzte Zeit .Nach einem Jahr intensiver Arbeit an der Verbesserung der Bedingungen, die Sauris eine neue Wachstumschance eröffnen sollte,ist er auf Grund einer weiteren Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gezvvungen,die Gemeinde Sauris endgültig zu verlassen.

Dieser Weg Piero ’s war ein langer Weg,begleitet von seiner Frau,seinen Freunden,seiner „Dorfbewohner “ und auch seiner Krankheit,der Multiplen Sklerose. Es war ein langes Abenteuer,einen Traum zu verwirklichen und es gibt uns die Möglichkeit ,wieder träumen zu können.

Mach’s gut Piero und vielen Dank

( von Augusto Petris,ehemaliger stellvertretender Bürgermeister in der Verwaltung von P. Gremese -2014/2016)