Heiligtum des S. Osvaldo – SAURIS DI SOTTO/DÖRF

Vermutlich wird bereits in einem Dokument aus dem Jahr 1328 die Existenz eines Sakralgebäudes in Sauris di Sotto, das S. Osvaldo geweiht war, bestätigt. Sein Kult wurde vermutlich von den ersten Siedlern, die aus Österreich kamen mitgebracht. Dieser Heilige erfreute sich ab dem Mittelalter spezieller Verehrung in Süddeutschland und den Alpenländern. Osvaldo lebte im VII. Jahrhundert und war König von Northumberland, eines Gebietes in Nordengland. Er wurde am 5. August 642 in einer Schlacht getötet. Als Heiliger wurde er vor Allem als Wundertäter und Schutzpatron gegen Pest und Epidemien im Allgemeinen angerufen. Die Tradition besagt, dass eine Reliquie (der Daumen) von ihm in Sauris die Bevölkerung vor der Pestepidemie des Jahres 1348 bewahrt habe, und der Ruf dieses Wunders habe zahlreiche Pilger, auch von Auswärts, angezogen. Historisch bezeugt können die Wallfahrten zu diesem Heiligtum aber erst ab dem Jahr 1515 werden. Es scheint, dass das Objekt der Verehrung zu Beginn eine hölzerne Abbildung des Heiligen war, die später durch die Reliquie „ersetzt“ wurde, die das Wunder und Wunderheilungen bewirkt habe. Im 17. Und 18. Jahrhundert wurde das Heiligtum in Sauris zu einem der bekanntesten und prestigeträchtigsten Wallfahrtsorte der Republik Venedig, Ziel hunderter Pilger aus dem Friaul, Cadore, den Städten Venetiens und besonders aus Venedig selbst. Um sie zu beherbergen wurde das Gebäude über die Jahrhunderte mehrmals erweitert und umgebaut, die Spuren davon sind bei der jüngsten Restaurierung zum Vorschein gekommen. Außen ist das Gebäude von dem Glockenturm mit Zwiebelturm charakterisiert; dem Dach mit Lärchenschindeln, dem Fundament in lokalem Tuffgestein (das auch verwendet wurde um die Ecken der Mauern zu kennzeichnen) sowie dem schönen Rosenfenster in der Fassade. Die Restaurierung hat auch einige der Fresken ans Tageslicht gebracht, an den Wänden, den Fenstern und den Apsis Bögen, sowie eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1785 und zahlreiche Schriftspuren, die von den Pilgern zwischen der Mitte des 17. Und den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts hinterlassen wurden. Einige Grabsteine zeugen vom Vorhandensein des alten Friedhofes auf der Wiese des Kirchhofes. Im Inneren der Kirche ist der rechteckige Raum von Säulen und Tuffbögen in drei Kirchenschiffe gegliedert. Im Presbyterium thront der prächtige Flügelaltar von Michael Parth aus Brixen (1524). Holz, geschnitzt, vergoldet und bemalt, ist er ein Beispiel für den deutschen spät gotischen Stil. Im Mittelteil ist S.Osvaldo dargestellt mit den Heiligen Peter und Paul zu seinen Seiten; der Altarsockel trägt die Darstellung einer eindrucksvollen Pieta. Auf den Flügeln sind in Reliefarbeit Szenen aus dem Leben der Jungfrau und Jesus (auf deren Innenseite) dargestellt und einige Heilige (an den Außenseiten). Der Abschluss mit Türmchen und Zinnen wird von einer Madonna mit dem Kind, Engeln und Heiligen gekrönt. Am Ende des rechten Schiffes befindet sich ein weiterer S. Osvaldo geweihter Altar, Werk von Gian Francesco Comuzza aus Gemona (1658), an dem einige Votivgaben (Hände und Arme aus Silber) angebracht sind. In der Mitte des linken Schiffes befindet sich der Altar der Madonna mit dem Gürtel (XVII Jahrhundert –Altarbild aus dem 18. Jahrhundert). Dieser Kult war so verbreitet dass 1725 eine gleichnamige Konfraternität gegründet wurde. Ihre Mitglieder erhielten jedes Jahr einen gesegneten Gürtel, dem die Kraft zugeschrieben wurde jegliches Übel abzuwehren. Am Ende des Schiffes befindet sich ein S.Silvestro geweihter Altar (XVII. Jhdt.) Die Decke ist mit Fresken in volkstümlicher Darstellung des Todes von S. Osvaldo und der Himmelfahrt der Hl Jungfrau ausgestattet. Zu erwähnen sind noch die Prozessionsstandarten mit Silbereinsätzen auf denen der Hl. Osvaldo und die Madonna mit dem Gürtel dargestellt sind (Venezianische Arbeit aus dem XVIII Jhdt.)